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Sammelwut gegen Windkraft

Steffen Göttmann 17.02.2015 20:17 Uhr Red. Bad Freienwalde, freienwalde-red@moz.de

Bad Freienwalde/Beiersdorf (MOZ) Petra Dahms aus Beiersdorf hat die ersten Unterschriften für die Volksinitiative für größere Mindestabstände von Windrädern sowie keine Windräder im Wald gesammelt. Die Bürgerinitiative "Gegenwind im Oderbruch" hat ebenfalls bereits los gelegt.

Erste Unterschrift: Petra Dahms braucht den Beiersdorfer Max Zycha nicht zu überzeugen.

Erste Unterschrift: Petra Dahms braucht den Beiersdorfer Max Zycha nicht zu überzeugen.

© MOZ

"Ha, sehr gut!", sagte Max Zycha, als Petra Dahms ihn am Montagnachmittag fragte, ob er seine Unterschrift für die Volksinitiative abgeben würde. "Wenn der Wind im Sommer ungünstig steht, hört man hier ein ständiges Gebrumme", sagte der Beiersdorfer, der mit seiner Familie 2009 mit dem Bau eines Hauses begann und seit vergangenes Jahr in dem Dorf wohnt.

Die Unterschriftenlisten der Volksinitiative sind mit einem großflächigen grauen Logo unterlegt. Es zeigt Schloss Sanssouci hinter dem acht Windräder hervorlugen. Das Logo stammt aus der Feder von Petra Dahms. "Da fehlt zwar unten etwas, aber so ist es auch okay", sagte sie lachend. Die Grafikerin aus Beiersdorf kämpft bereits seit 2001 gegen die wie Unkraut aus dem Boden sprießenden Windräder an. Damals kaufte sie sich ein Haus mit Hof in Beiersdorf und störte sich zunächst nicht am nahen Windpark. Sie konnte die Windräder von ihrem Haus nicht sehen, aber hören. "Ich bin nachts aufgewacht und fühlte eine Unruhe", berichtete Petra Dahms. Bei Frost seien die Windräder manchmal so laut, dass sie den Eindruck habe, sie lebe an einem Autobahnzubringer.

Dabei sei Beiersdorf noch gut dran. "Wir haben einen Mindestabstand von mehr als einem Kilometer erreicht", erklärte die engagierte Windkraftgegnerin, die lange bei der Volksinitiative mitwirkte. Als Gemeinderätin vertrete sie aber die gesamte Gemeinde, zu der auch Freudenberg gehört. Dieser Ortsteil sei eindeutig von Windkraftanlagen umzingelt.

Für Petra Dahms bleibt es ein Ärgernis, dass die Gemeinde in den Jahren 2002, 2003 und 2005 14 Windkraftanlagen genehmigt hatte. Und das Landesumweltamt genehmigte weitere neun Windmühlen in dem Gebiet. "Ich hatte damals davor gewarnt, welche zu genehmigen, weil es dann leicht ist, welche dazu zu stellen", so die Beiersdorferin. Dank des Engagements der Bürger sei das Windeignungsgebiet zwischen Beiersdorf und Freudenberg verringert worden.

Petra Dahms wird in den nächsten Wochen von Haus zu Haus ziehen und Unterschriften sammeln. Dabei stützt sie sich auf eine breite Bewegung von Windkraftgegnern in Wölsickendorf, Steinbeck und Leuenberg, die sie mobilisieren kann.

"Wir sammeln schon wie verrückt", berichtete Rita Kosa aus Golzow, Sprecherin der Bürgerinitiative "Gegenwind im Oderbruch". Für sie ist die Kostenexplosion beim Strom ein wichtiges Argument. "Wir als Stromkunden bezahlen die EEG-Umlage, die die Investoren einstecken", erklärt sie. Märkisch-Oderland gewinne 130 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbarer Energie. "Wir brauchen keine neuen Anlagen, zumal uns Polen ein Atomkraftwerk vor die Nase baut", erklärte sie. Die Bürgerinitiative sei 2009 in Golzow gegründet worden und schloss sich im Mai 2005 mit der Bürgerinitiative Neulewin zusammen. Zudem schließt sie sich der Forderung an, die Abstände sollen das Zehnfache der Höhe der Windräder betragen.

Für die Neulewinerin Hannelore Scholz-Lübbering ist wichtig, dass die Bürgerinitiativen in der Regionalen Planungegemeinschaft Oderland-Spree mitentscheiden dürfen. Es sei überhaupt nicht einzusehen, warum sie in Barnim-Uckermark in Eberswalde mit Tisch sitzen, in Beeskow aber ausgeschlossen seien. Die Neulewinerin warnt vor "blindem Aktionismus". Für sie komme die Volksinitiative zu früh, denn der neue Regionalplan Wind von Oderland-Spree sei vor 2017 nicht zu erwarten. Die Bürgerinitiativen hätten mit ihren Einwänden den ersten Entwurf des Regionalplans Wind von 2012 gekippt, somit gelte immer noch der alte Plan von 2004.

Thomas Jacob aus Märkische Heide (Dahme-Spreewald) hofft noch vor der Sommerpause des Landtages 25 000 Unterschriften einreichen zu können. Er appelliert an die Bürger zu unterschrieben, um den Wildwuchs zu verhindern. Listen könnten im Internet bei der Volksinitiative "Rettet Brandenburg" heruntergeladen werden.

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